Auch die voestalpine Grobblech GmbH setzt auf KI. Sie hat von der nokra Optische Prüftechnik und Automation GmbH eine optische Messanlage für die Endkontrolle walzplattierter Bleche einführen lassen. Die hochauflösende Messanlage ermöglicht eine präzise Dickenmessung und hat bereits zu einem deutlich höheren Durchsatz geführt. Sie erfasst nicht nur die Außengeometrie, Ebenheit und Oberflächenbeschaffenheit, sondern misst mittels Lichtschnitt-Sensoren auch die Dicke der Bleche flächig über deren gesamte Länge und Breite. Die Genauigkeit der Dickenmessung beträgt +/- 100 μm, während die Ebenheit den Anforderungen der DIN EN 10029 entspricht. Während Mitarbeiter bisher eine oder zwei Schichten benötigten, um ein Blech manuell zu vermessen, liefert die neue Anlage innerhalb von zehn Minuten Informationen von mehr als einer Million Messpunkten. Neben der verbesserten Qualitätssicherung lassen sich die präzisen Daten auch zur Optimierung von Prozessen nutzen, da die Digitalisierung des Prozesses die automatische Speicherung und Auswertung aller Ergebnisse ermöglicht. Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Künstliche Intelligenz die Effizienz und Qualität in der Stahlherstellung entscheidend verbessern kann.
KI-gestützte CO2-Bilanzierung für Stahlprodukte
Die Vorteile grünen Stahls sind nicht nur ökologischer Natur, sondern bieten auch große ökonomische Chancen für Unternehmen. Kunden werden zunehmend darauf achten, wie klimafreundlich ein Produkt ist und welchen Beitrag es zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen leistet. Unternehmen, die frühzeitig in grünen Stahl investieren, können daher größere Marktanteile und höhere Gewinne realisieren. Bis zum Jahr 2030 wird die Nachfrage in Europa das Angebot um bis zu 20 Millionen Tonnen übersteigen, hat die Boston Consulting Group (BCG) berechnet.
Bisher gibt es jedoch keine international akzeptierte Definition mit normativen Schwellenwerten, wann ein Stahl oder Grundstoff „grün“ genannt werden darf. Ein wichtiger Aspekt ist die Messung des CO2e-Fußabdrucks entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der sogenannte Product Carbon Footprint (PCF) umfasst alle Treibhausgase, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Produkts entstehen – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zum Vertrieb. Einbezogen werden auch die Scope 3-Emissionen jedes einzelnen Prozessschritts.
Obwohl aktuell nur wenige Unternehmen den Product Carbon Footprint (PCF) nutzen , wird er in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Die Berechnung des PCF ist jedoch komplex und erfordert die Einhaltung weltweit anerkannter Standards. Eine Möglichkeit, wie Stahlhersteller und Stahllieferanten den CO2e-Fußabdruck ihrer Produkte genau berechnen und verfolgen können, ist die Software CO2 AI der Boston Consulting Group. CO2 AI besitzt die Fähigkeit, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts abzudecken und Echtzeitdaten zu verwenden. Dadurch ermöglicht die Software eine lückenlose Bilanz von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Auslieferung, wodurch die Transparenz gegenüber Kunden und der Öffentlichkeit gestärkt wird. Dieses Beispiel zeigt, wie die KI die Lösungsfindung unterstützt und dabei hilft, den CO2e-Fußabdruck zu ermitteln und zu quantifizieren. Metalldistributor Klöckner & Co. setzt seit Januar dieses Jahres auf solch eine KI-Lösung, die in Zusammenarbeit mit BCG entwickelt und auf die Unternehmensbedürfnisse zugeschnitten wurde: Der zertifizierte Nexigen PCF Algorithmus liefert Klöckner-Kunden auf Wunsch zu jeder Bestellung eine Product Carbon Footprint Declaration, in der die angefallenen Treibhausgasemissionen aufs Kilogramm genau angegeben werden.