1860 gründeten engagierte Hüttenleute den Technischen Verein für Eisenhüttenwesen - 1880 wurde er in Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) und 2003 in Stahlinstitut VDEh umbenannt. Ziel des Vereins ist die Förderung der technischen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit von Ingenieuren bei der Weiterentwicklung der Technologie und des Werkstoffs Stahl.
Das Stahlinstitut VDEh setzt auf Gemeinschaftsforschung und Erfahrungsaustausch. Rund 7.500 Personen mit Hochschulabschluss in technischen, naturwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fächern oder leitender Funktion in Industrie und Handel sind dem Verein mittlerweile angeschlossen.
Das VDEh-Betriebsforschungsinstitut (BFI)
Das BFI ist spezialisiert auf anwendungsnahe Forschung auf dem Gebiet der Stahltechnologie und bietet der Stahlindustrie ein - im internationalen Vergleich - sehr hohes Niveau in seinen Kernkompetenzen Messtechnik, Verfahrenstechnik und Prozessautomatisierung.
Sein Tätigkeitsfeld deckt alle Prozessebenen der Stahlherstellung ab; von den Einsatzstoffen bis zum Endprodukt. Alle solchermaßen erarbeiteten Lösungen sind anwendungsnah und kommen direkt der Stahlindustrie zugute. Für das BFI bilden sie außerdem ein Alleinstellungsmerkmal, da sie die Brücken zwischen der Grundlagenforschung und der Stahlindustrie schlagen: stets werden bestehende Prozesse verbessert oder innovative Verfahren an die komplexen Anwendungsfälle der Stahlindustrie angepasst. Dabei steht die werksweite Optimierung ihrer Wirtschaftlichkeit bezüglich Qualität, Ressourcen- und Energieeffizienz im Vordergrund.
Das Stahl-Zentrum: zentraler Treffpunkt der Gremien der Stahlindustrie in Deutschland © Photo: Stahl-Zentrum
Von der Grundlagenforschung zur anwendungsnahen Lösung
In insgesamt 13 Fachabteilungen - aufgeteilt in die Bereiche Energie- und Umwelttechnik, Prozesstechnik und Automatisierungstechnik – werden die entsprechenden Fragestellungen je nach Kompetenzschwerpunkt behandelt.
Das BFI erarbeitet beispielsweise Lösungen für das Energiemanagement, um die Sicherstellung von Versorgungsnetzen und Erhöhungen von Anlagenleistungen zu erreichen. Ferner beschäftigt sich das BFI mit der Minimierung des Verschleißes von Feuerfestmaterialen an Hochöfen und in Stahlwerken oder auch dem Zusammenhang zwischen Planheit und Materialeigenschaften beim Warm- und Kaltwalzen.
Die BFI Betriebstechnik GmbH (BT) des VDEh wiederum ist Lieferant messtechnischer Lösungen für die Eisen- und Stahlindustrie. Ihr erfolgreichstes Produkt ist die Messtechnik für die BFI-Planheitsmessrolle, die die BT an die Lizenznehmer des BFI vermarktet. Inzwischen hat die BT fast 2000 solcher Systeme geliefert.
Max-Planck-Institut für Eisenforschung entwickelt intelligente Metalllegierungen
Das Max-Planck-Institut für Eisenforschung (MPIE) betreibt seinerseits modernste Materialforschung, um die komplexen physikalischen Prozesse und chemischen Reaktionen von Metallen, Legierungen und anderen Werkstoffen besser zu verstehen. Prof. Jörg Neugebauer und Prof. Dierk Raabe, Direktoren am MPIE, erhielten z.B. 2012 für ihr Projekt „SmartMet“ rund drei Millionen Euro aus den Töpfen des Europäischen Forschungsrates.
Dieses Geld finanziert eine neue Forschungsgruppe „Adaptive Strukturwerkstoffe“ mit dem Ziel, neue intelligente Metalllegierungen zu entwickeln, die sich u. a. für den Automobil-Leichtbau, für Turbinen und für Anwendungen in der Biomedizin eignen.
Gibt nur wenig Wärme an die Umgebung ab: doppelschaliger Abgaskrümmer aus Edelstahlblech © Photo: Stahl-Informations-Zentrum
Normen für die Märkte
Für einen grenzüberschreitenden Warenaustausch ist die Verfügbarkeit von Stahlerzeugnissen mit festgelegten Charakteristiken (z.B. chemische Zusammensetzung, mechanische Eigenschaften und Maße) eine wichtige Voraussetzung. Seit 1947 ist der Normenausschuss Eisen und Stahl (FES) verantwortlich für die Normung von Stahlerzeugnissen in Deutschland. Er stellt für die Mitgliedsunternehmen des Stahlinstituts VDEh die Plattform für die Interessenvertretung auf dem Gebiet der Normung von Eisen und Stahl auf nationaler (DIN), jedoch insbesondere auf europäischer (CEN / ECISS) und internationaler Ebene (ISO / IEC), zur Verfügung.
FOSTA - Partner für Projektierung und Finanzierung von Forschung für die Stahlanwendung
Die FOSTA - Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V. wurde im Jahr 1968 von deutschen stahlerzeugenden Unternehmen als gemeinnütziger, eingetragener Verein gegründet. Aufgabe der FOSTA ist die Förderung anwendungstechnischer Forschung und Entwicklung auf unmittelbar gemeinnütziger Grundlage. Sie organisiert Forschungsvorhaben, um den Einsatz und die Anwendung von Stahl zu verbessern, seine Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und neue Anwendungsbereiche zu erschließen.
Diese Forschungsvorhaben werden gemeinsam von Stahl herstellender und verarbeitender Industrie initiiert, finanziert und begleitet, sowie in Netzwerken aus Industrie und Forschungseinrichtungen durchgeführt.
Information und Kommunikation
Unter der Dachmarke Stahleisen Communications stellt der Verlag Stahleisen Informationsprodukte zu allen Stahl-Themen her. Er gehört weltweit zu den führenden Fachverlagen der Stahlindustrie und bietet neben zahlreichen Fachzeitschriften, Büchern und CD-ROMs ein branchenorientiertes Seminar-Programm an. Ein täglicher Internet-News-Service aus der Stahlbranche rundet das Angebot ab.
Dabei gewinnen die elektronischen Online-Produkte zunehmend an Bedeutung: So sind die drei Fachzeitschriften stahl und eisen, MPT und stahlmarkt nicht nur gedruckt, sondern auch als iPad-App oder als E-Paper erhältlich. Der Stahleisen Bookshop bietet Bücher und Datenträgererzeugnisse zu Fach- und Management-Themen an; über den internationalen Service des Verlags kann englischsprachige Fachliteratur bezogen werden.
Die Produktionseinheit SteelTV erstellt hochwertige Videos für die Stahlbranche - vom Messebericht bis zum Imagefilm. Die Kunden profitieren von der Branchenkenntnis der Video-Redaktion und dem professionellen Produktionsniveau, egal ob für Internet, DVD oder Messebildschirm produziert wird.
Weiterbildung und Seminare für Besucher aus ganz Europa
Die Stahl-Akademie schließlich ist die Weiterbildungsabteilung des Stahlinstituts VDEh und führender Anbieter von Seminaren zu Metallurgie und Werkstofftechnik. Ihr Programm umfasst die Themen Rohstoffe, Recycling, Eisen- und Stahlherstellung, Werkstofftechnik und Verarbeitung. Die nichttechnischen Seminare behandeln die Betriebswirtschaft, Führungsthemen und interkulturelle Trainings.
Als VDEh-Tochter ist die Stahl-Akademie stark vernetzt: es bestehen Kooperationen mit den Mitgliedswerken, Universitäten, Fachhochschulen, Instituten, der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), sowie zahlreichen Verbänden. Die Zusammenarbeit ermöglicht es, dass die Referenten und Dozenten primär aus den Partnerinstitutionen kommen.
Für den verstärkten Praxisbezug werden die Theoretiker aus Lehre und Forschung stets von Dozenten aus der betrieblichen Produktion unterstützt. Diese Nähe zu Praxis und Produktion sind nicht zuletzt durch regelmäßig stattfindende Werksbesuche fest im Weiterbildungsprogramm verankert. So wird das in den Vorträgen erworbene Wissen an ausgewählten Aggregaten der Industrie veranschaulicht.
Ausblick:
Internationale Vergleichsstudien weisen für Deutschland eine dramatisch niedrige Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen aus: insbesondere der Mittelstand hat immensen Nachholbedarf. Damit sind Herausforderung und Aufgabe für Stahlakademie und VDEh klar: (Weiter)-Bildungspolitik ist mittlerweile Standortpolitik, auch in der Stahlindustrie. Und die Stahl-Akademie des VDEh will ihren Beitrag dazu leisten.
Mehr zum Thema:
- Stahlinstitut VDEh
- VDEh Betriebsforschungsinstitut (BFI)
- BFI Betriebstechnik GmbH
- Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V. (FOSTA)
Die Wirtschaftsvereinigung Stahl ist der wirtschaftspolitische Verband der Stahlindustrie in Deutschland. Sie vertritt die branchenpolitischen Interessen fast aller in Deutschland produzierenden Stahlunternehmen und assoziierter ausländischer Mitgliedsunternehmen gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.