Die Europäische Wasserstoffbank

Im letzten Jahr gab der Vizepräsident der EU-Kommission und Klimaschutz-Kommissar Frans Timmermans bekannt, dass die Europäische Kommission den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft mit einer europäischen Wasserstoffbank ankurbeln will. 800 Mio. Euro wurden für die erste Auktionsrunde, die 11 Wochen lief, bereitgestellt. Während der Laufzeit sind 132 Gebote von Projekten aus 17 EU-Mitgliedsstaaten eingegangen, teilte die EU-Kommission mit. Die dabei insgesamt beantragte Unterstützung überstieg das verfügbare Budget „bei Weitem”. 

Ein Überblick der bisherigen Entwicklung und ein Ausblick in die Zukunft. 

Entwicklung der Wasserstoffbank  

Zur Lösung des Henne-Ei-Problems der Wasserstoffwirtschaft brachte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im September 2022 die Idee einer europäischen Wasserstoffbank ins Spiel. Mit einer Ausstattung von bis zu 3 Mrd. Euro solle sie die „zwei Säulen" der Wasserstoffwirtschaft subventionieren: Die Produktion in Europa und den Import von weiteren 10 Mio. Tonnen pro Jahr.   

EU-Klimakommissar Timmermans bekräftigte ihren Vorstoß in seiner Keynote auf der Brüsseler „Europäischen Wasserstoffwoche" im Oktober 2022. Die Wasserstoffbank werde der „Jumpstart" (zu Deutsch etwa: „Starthilfe") für die Wasserstoffwirtschaft sein. 

2023 wurden die Pläne dann konkretisiert: Wasserstoffproduzenten konnten auf eine fixe Förderprämie pro Kilogramm produziertem, grünen Wasserstoff bieten. Wann Wasserstoff als grün klassifizierbar ist, legen die Erneuerbare-Energien-Richtlinie und ihre delegierten Rechtsakte fest. Für maximal 10 Jahre wird die Wasserstoffbank einen fixen Betrag pro produziertem Kilogramm Wasserstoff an die ausgewählten Produzenten auszahlen. So soll die Förderung die Lücke zwischen Produktions- und Verkaufspreis schließen. Die Subvention soll grünen Wasserstoff somit wettbewerbsfähig machen und langfristig konventionellen, grauen Wasserstoff vom Markt verdrängen. 

Auswahl der Förderungen  

Die Gebote sollen auf einem vorgeschlagenen Preisaufschlag pro kg produzierten erneuerbaren Wasserstoff basieren, der bis zu einer Obergrenze von 4,50 €/kg reichen kann. Gebote bis zu diesem Preis, die auch andere Qualifikationsanforderungen erfüllen, werden nach der offiziellen Darstellung der EU je nach Höhe des ihres Gebotspreises vom niedrigsten bis zum höchsten eingestuft. „Die Hersteller von grünem Wasserstoff, die die geringste Unterstützung in Euro pro Kilo produzierten Wasserstoff benötigen, erhalten den Zuschlag bei der Auktion”, so Timmermanns. Anschließend erhalten sie den Zuschlag in dieser Reihenfolge, bis das Auktionsbudget von 800 Mio. Euro erschöpft ist. Im  April/Mai 2024 will die Wasserstoffbank die Evaluation der Gebote abschließen, sodass Antragsteller über ihre Bewertungsergebnisse informiert und Finanzhilfevereinbarungen unterzeichnet werden können. Bei einem erfolgreichen Antrag sollen die geförderten Unternehmen anschließend ihre Förderverträge vorbereiten und „bis spätestens November 2024″ unterzeichnen. 

Die ausgewählten Projekte sollen die bewilligte Förderung zusätzlich zu den Markteinnahmen aus dem Wasserstoffverkauf erhalten. Sobald die Zuschussvereinbarungen unterzeichnet sind, müssen die Projekte innerhalb von 5 Jahren mit der Produktion von erneuerbarem Wasserstoff beginnen. Eine Vermischung mit anderen finanziellen Beihilfen aus den teilnehmenden Mitgliedstaaten soll nicht möglich sein, um gleiche und standortunabhängige Wettbewerbsbedingungen für alle Projekte zu gewährleisten. 

Zweite Auktionsrunde im Frühjahr  

Parallel zur abschließenden Bewertung will die Kommission die aus der Pilotphase gewonnenen Erkenntnisse zusammenfassen und evaluieren. Mit der Pilotauktion sollten auch Daten über die geplanten Wasserstoffprojekte sowie über das Förderinteresse, die Wasserstoffkosten und den Marktpreis gesammelt werden. Die gesammelten Erfahrungen sollen auch für die Entwicklung zukünftiger Auktionen für andere Dekarbonisierungstechnologien und -produkte genutzt werden. Im Anschluss will die CINEA Industrieakteure zu Entwurfsbedingungen für die zweite Runde der Wasserstoffauktion konsultieren. Wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 20. November bekanntgab, will die Kommission bereits im Frühjahr 2024 eine zweite Versteigerungsrunde starten.  

Kurt Vandenberghe, Generaldirektor für Klimapolitik bei der EU, sprach von einer „begeisterten Reaktion des Marktes auf die Pilotauktion”. Die Vielzahl der eingegangenen Anträge zeige, dass die europäische Wasserstoffindustrie bereit sei.