Optionen für den CO₂ -Transport
Am Beispiel der deutschen Zementproduktion, bei der ein einziges Werk im Schnitt jährlich 1,5 Mio. Tonnen CO₂ -Emissionen erzeugt, wird deutlich, wie zentral der Transport von CO₂ -Emissionen im Rahmen der Nutzung oder Speicherung (CCU oder CCS) ist.
Derzeit stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, die sich vor allem in Kapazität und Wirtschaftlichkeit unterscheiden. Zur Verdeutlichung werden hier die durchschnittlichen Jahresemissionen eines einzelnen Zementwerkes von 1,5 Tonnen CO₂ bei der Berechnung zugrunde gelegt.
- Der Lkw-Transport bietet eine hohe Flexibilität, ist jedoch aufgrund der begrenzten Kapazität (ca. 20 Tonnen CO₂ pro Lkw) und hoher Eigenemissionen wenig effizient. Um 1,5 Mio. Tonnen CO₂ zu transportieren, wären jährlich rund 75.000 LKW-Fahrten nötig.
- Der Transport über den Schienenweg kann größere Mengen (ca. 2.100 Tonnen CO₂ pro Zug) effizienter bewegen. Für 1,5 Mio. Tonnen CO₂ wären 712 Zugfahrten im Jahr erforderlich.
- Binnenschiffe bieten noch höhere Kapazitäten (ca. 4.200 Tonnen CO₂ pro Schiff). Der Transport von 1,5 Mio. Tonnen CO₂ erfordert jährlich 357 Schiffsfahrten. Dieser Transportweg ist energieeffizient, aber auf wassernahe Standorte begrenzt.
- Pipelines gelten als die wirtschaftlichste Option für den großflächigen CO₂ -Transport: Eine Pipeline (DN 300) mit einer Transportkapazität von 180 Tonnen CO₂ pro Stunde (was 1,5 Tonnen pro Jahr entspricht) stellt langfristig die effizienteste und umweltfreundlichste Transportoption dar.
Fazit: Während also Lkw und Schiene Flexibilität bieten und der Transport per Schiff mit lokalen Einschränkungen verbunden ist, würde künftig die Pipeline auf lange Sicht die kosteneffizienteste Option darstellen, besonders für größere Mengen.
Carbon Capture and Utilization
Carbon Capture and Utilization (CCU) beschreibt die Abscheidung von CO₂ aus industriellen Prozessen und dessen Nutzung als Rohstoff zur Herstellung von Produkten wie synthetischen Kraftstoffen, Kunststoffen oder Baumaterialien. Der Prozess umfasst drei Hauptschritte:
- CO₂-Abscheidung aus Quellen wie Kraftwerken, Zementfabriken oder der Stahlproduktion
- Transport des abgeschiedenen CO₂
- Nutzung in chemischen Prozessen oder der Speicherung im Untergrund
In Deutschland sind Schlüsselakteure wie BASF, Covestro und Thyssenkrupp sowie Forschungsinstitutionen wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aktiv. Branchen wie die Chemieindustrie, Energiewirtschaft und Zementherstellung spielen zentrale Rollen.
Laut Bundesumweltamt (UBA) liegt die Nutzung von CO₂ in der deutschen Industrie noch knapp unter 1 %, während in der EU die Quote bei etwa 0,1 % des gesamten ausgestoßenen CO₂ liegt.
Das UBA sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung und Regulierung von CCU-Technologien. Branchen wie die Chemieindustrie (z. B. BASF), Energieversorger (wie RWE) und Unternehmen im Bereich nachhaltiger Baustoffe setzen auf CCU, um ihre CO₂-Bilanz zu verbessern. Fachverbände wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) unterstützen Forschung und Entwicklung, um CCU als Schlüsseltechnologie für die Energiewende voranzutreiben.
Carbon Capture and Storage
Eine weitere Schlüsseltechnologie zur Reduktion von CO₂-Emissionen ist Carbon Capture and Storage (CCS), bei dem Kohlendioxid aus industriellen Prozessen abgeschieden, transportiert und in unterirdischen geologischen Formationen gespeichert wird. Der Prozess besteht aus drei Schritten: Abscheidung (bei der CO₂ aus Abgasen gefiltert wird), dem Transport und der Speicherung in geeigneten geologischen Formationen wie ausgeförderten Erdgasfeldern.
In Deutschland sollte das bereits 2012 verabschiedete Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) die gesetzlichen Rahmenbedingungen für CCS schaffen – zunächst zu Erprobungs- und Forschungszwecken in einem eng gesteckten quantitativen Rahmen (max. 4 Mio. Tonnen pro Jahr). Juristen kritisieren, das Gesetz habe aufgrund zentraler Schwachstellen bei der Zulassung von CO₂ -Pipelines seinen eigentlichen Zweck verfehlt und CCS in Deutschland bis heute verhindert: Als „Kohlendioxidleitungen“ gelten laut Legaldefinition ausschließlich solche, die CO₂ zu einer Kaverne (unteririscher Speicher) transportieren. Im Juli dieses Jahres wurde ein Änderungsentwurf des KSpG erarbeitet, der darauf abzielt, „einen rechtlichen Rahmen für die dauerhafte Speicherung von Kohlendioxid und den dazugehörigen Transport im industriellen Maßstab zu schaffen“. Dieser soll das erste Eckpunktepapier zur Carbon-Management-Strategie des BMWK ergänzen.
Mit der Carbon-Management-Strategie, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) 2023 veröffentlicht und deren Eckpunkte das Bundeskabinett im August beschlossen hat, ist CCS wieder in den Fokus der deutschen Klimapolitik gerückt. Die Bundesregierung erkennt CCS als ergänzende Maßnahme zur Reduktion von Industrieemissionen an, insbesondere in Sektoren wie Zement, Chemie und Stahl, die schwer zu dekarbonisieren sind. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Entwicklung und dem Ausbau der Infrastruktur sowie auf der Förderung von Forschung und Pilotprojekten.
Der politische Diskurs ist jedoch weiterhin gespalten: Während Industrieverbände CCS als unverzichtbar für das Erreichen der Klimaziele sehen, äußern Umweltschutzorganisationen weiterhin Bedenken bezüglich der Langzeitsicherheit und der Gefahr, dass CCS als Vorwand dienen könnte, fossile Brennstoffe länger zu nutzen. Die Bundesregierung betont jedoch, dass CCS nur in Kombination mit der Reduktion fossiler Energieträger zur Anwendung kommen soll.