Zulieferern droht laut dem Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) die nächste Preiswelle bei Stahl und hohe Energiepreiserhöhungen. Hersteller, die jetzt nicht mit ihren Partnern kooperierten, könnten bald keine mehr haben. Denn deren Liquiditätsreserven schrumpften täglich.
Stahlverarbeitende Unternehmen gerieten im Corona- und Ukraine-Sturm unweigerlich in Schieflage, warnt Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des WSM: „Das deutsche Erfolgsmodell des arbeitsteiligen globalen Wirtschaftens wankt. Die sich aufbauende dritte Welle umschiffen Zulieferer und Kunden nur gemeinsam“
Er spricht für rund 5.000 Unternehmen mit circa 500.000 Arbeitsplätzen. Erzeugerpreise lägen 50 bis 80 Prozent über Vorjahresniveau. Damit steigen Vormaterialpreise zum dritten Mal in Folge zu Jahresbeginn signifikant an.
Vietmeyer erinnert: „Bereits im Februar lagen die Erzeugerpreise vieler Stahl- und Aluminiumprodukte 50 Prozent über dem bereits sehr hohen Vorjahresniveau, bei legiertem Material sehen wir Anstiege von 80 Prozent. Und diese Lage spitzt sich gerade weiter zu.“
Eine Branche in Sorge
Verarbeiter von Stahl und Aluminium treffe das “mit voller Wucht”: Zulieferer haben Materialkostenanteile von 40 bis 60 Prozent. Die gesamte Versorgungslage werde zunehmend bedrohlicher. Rohstoffe, Komponenten und Energie fehlten oder seien “unbezahlbar”, der gefürchtete Erdgasmangel könnte die gesamte Stahlverarbeitung kaltstellen. Nahezu die gesamte industrielle Wertschöpfungskette sei betroffen.
Nicht immer ließen sich die enormen Preissprünge mit den Krisen und Konflikten erklären. Oftmals bestehe kein Zusammenhang zwischen Preisanstieg und Ukraine-Krieg.
Die jetzige Lage dürften Mitbewerber zudem nicht zu ihren Gunsten ausnutzen:
„Mitnahmeeffekte darf es nicht geben“, betont Vietmeyer. „In der bis aufs letzte Glied angespannten Lieferkette sind mehr denn je Fairness, Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten gefordert.“