Die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main wird ein eigenes regionales Verteilnetz für Wasserstoff bekommen: Die Regionalversorger ENTEGA AG, Mainova AG, ESWE Versorgungs AG und Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW) sowie der Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe GmbH (OGE) und die Verteilnetzbetreiber e-netz Südhessen AG und NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH haben nun einen entsprechenden Kooperationsvertrag geschlossen.
Es geht um die Konzeption des neuen H2-Regionalnetzes „Rh2ein-Main Connect“, welches die Metropolregion durch gleich mehrere Anbindungen an das H2-Kernnetz ab 2028, wenn erste Teilabschnitte in Betrieb gehen, mit klimaneutralem Wasserstoff versorgen soll.
„Mit Blick auf die angestrebte Klimaneutralität in Hessen bis spätestens 2045 müssen wir bereits heute die Entscheidung treffen, wie wir Industrie und Mittelstand zukünftig nachhaltig mit klimaneutraler Wärme und Strom versorgen wollen. In Abstimmung mit den Plänen zur Errichtung des Wasserstoffkernnetzes gehen wir heute diesen Schritt, um gemeinsam mit den beteiligten Partnern ein eigenes klimaneutrales Verteilnetz in Frankfurt/Rhein-Main aufzubauen“, erläuterte Dr. Marie-Luise Wolff, Vorstandsvorsitzende der ENTEGA AG, anlässlich der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages am 20. März in Wiesbaden.
Regionale Bedeutung für Dekarbonisierung, Wärmewende und Stromerzeugung
Laut Dr. Jörg Bergmann, Sprecher der Geschäftsführung der OGE, ist „H2ercules ein Teil des Wasserstoff-Kernnetzes, das wichtige Verbrauchszentren, wie insbesondere die Rhein-Main-Region, erschließen wird“. „Für die regionale Durchdringung benötigen wir die Verteilnetzbetreiber, um gemeinsam so die Dekarbonisierung mittels Wasserstoffs für eine breite Gruppe von Abnehmern zu ermöglichen.“
Für Peter Arnold, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG, spielt grüner Wasserstoff besonders bei der Wärmewende und der Erreichung der Klimaschutzziele eine wichtige Rolle. Ein „entschlossener Start in die Wasserstofftechnologie und der entsprechende Ausbau der Infrastruktur“ seien nun wichtig. „In der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main erwarten wir einen Wasserstoffhochlauf noch in diesem Jahrzehnt. Dafür werden Mainova wie auch ihre beteiligten Partner massiv in die Weiterverteilung des Wasserstoffs investieren müssen. Denn schon heute sehen wir eine große Nachfrage nach klimaneutraler Energie bei unseren Kunden“, so Arnold weiter.
Eine „vorausschauende Dimensionierung des H2-Regionalnetzes“ ist laut Dr. Oliver Malerius, Vorstandsvorsitzender der KMW AG, wichtig, um den steigenden Wasserstoffbedarf in Hessen und in Rheinland-Pfalz bis 2045 zu decken: „In enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnern werden Verbrauchsstandorte mit hohem Wasserstoffbedarf z. B. zur Erzeugung von CO2-neutralem Strom und (Prozess-) Wärme identifiziert und perspektivisch leitungstechnisch erschlossen. Diese erschlossenen Standorte machen so auch die Verwendung von Wasserstoff in Industrie, Gewerbe und Privathaushalten zur Wärmeerzeugung effizient möglich.“
Umwidmung der Gasinfrastruktur ab 2032 bei kontinuierlich steigendem H2-Bedarf bis 2045
Die bis 2028 errichteten ersten Teilabschnitte des H2-Regionalnetzes „Rh2ein-Main Connect“ sollen dann die Wasserstoffversorgung von frühen regionalen Ankerkunden sicherstellen und die neuen Leitungen dabei möglichst in den Schutzstreifen des bestehenden Erdgasnetzes integriert werden. Die lokale Weiterverteilung des Wasserstoffs soll ab 2032 beginnen und dann auch die Umwidmung der bestehenden Gasinfrastruktur auf den vollständigen Wasserstoffeinsatz im Vordergrund stehen, um eine stufenweise Umstellung in der Fläche zu erzielen.
Für das Jahr 2030 wird für die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main ein jährlicher Wasserstoffbedarf von anfänglich etwa 5 TWh prognostiziert, der bis zum Jahr 2045 auf etwa 24 TWh jährlich ansteigen soll. Die Kooperationspartner gehen für die Planung und den Bau des Regionalnetzes „Rh2ein-Main Connect“ bis zum Jahr 2040 von Investitionen in Höhe von rund 610 Mio. Euro aus.
„Das, was wir heute vereinbart haben, ist ein echtes Wasserstoffnetz für die Region mit einer Gesamtlänge von ca. 300 km durch das Rhein-Main-Gebiet. Für das Initialnetz müssen die ersten Teilstücke bis 2032 neu errichtet werden, anschließend werden wir verstärkt bestehende Erdgasleitungen umwidmen“, erläutert Jörg Höhler, Technischer Vorstand der ESWE Versorgungs AG abschließend. „Dabei sind wir uns mit allen beteiligten Partnern einig, dass Wasserstoff sowohl aus Fernleitungen als auch dezentral eingespeist werden soll. Wenn möglich, werden wir auch Industriepartnern im Rhein-Main-Gebiet die Möglichkeit eröffnen, mittels Elektrolyse erzeugten Wasserstoff aus ihren Anlagen in das neue Regionalnetz einzuspeisen. Darüber hinaus können die erwarteten Investitionskosten für eine regionale Wasserstoff-Infrastruktur nicht durch die Verteilnetzbetreiber allein getragen werden. Es sind Förder- und Finanzierungsprogramme aus dem öffentlichen und privaten Sektor notwendig. Hier kann das Land Hessen einen entscheidenden Beitrag leisten, das erste öffentliche, klimaneutrale Wasserstoff-Verteilnetz in Hessen gemeinsam mit den kommunalen Regionalversorgern auf den Weg zu bringen.“
(Quelle: OGE)