Der Windenergieanlagenhersteller ENERCON, die Ilsenburger Grobblech GmbH, eine Tochtergesellschaft der Salzgitter AG, sowie die SMB Schönebecker Maschinenbau GmbH aus der TMGROUP haben sich zusammengeschlossen, um einen Stahlturm mit reduziertem CO2-Ausstoß herzustellen.
Dieses Vorhaben stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltiger Produktionsprozesse bei Windenergieanlagen dar. Die ersten Bauteile aus dieser Kooperation werden Anfang 2025 in einer E-138 EP3-Windenergieanlage im Windparkprojekt Diepholzer Bruch (Niedersachsen) verbaut. Damit wird sie eine der ersten Onshore-Windturbinen in Europa und die erste in Deutschland sein, die einen Turm aus emissionsreduziertem Stahl verwendet, der häufig auch als "grüner Stahl" bezeichnet wird.
„Die Zusammenarbeit mit leistungsstarken Partnern der Stahlbranche bringt uns bei unserer Mission, Nachhaltigkeit systematisch und messbar in unseren Produkten und Prozessen zu integrieren, einen bedeutenden Schritt voran", sagt Stefan Frey, ENERCON Global Procurement Director for Towers. "Durch die Bündelung unserer Kompetenzen gelingt es uns, den CO2-Fußabdruck dieses Stahlturms um mehr als 70 % zu reduzieren. Mit dieser Kooperation schaffen wir eine wichtige Voraussetzung dafür, unseren Kunden zukünftig eine noch nachhaltigere Turmoption anbieten zu können - selbstverständlich unter Beibehaltung unserer hohen Qualitätsstandards und unter Verwendung modernster Turmtechnologien.“
Vorteile des Hybridturm-Konzepts
Windenergieanlagen mit einem Hybridturm-Konzept bestehen vollständig aus Stahl. Sie setzen sich im unteren Bereich aus vorgekanteten Stahlblechen und im oberen Teil aus konischen Stahlsektionen zusammen. Diese Bauweise erleichtert nicht nur den Transport und Aufbau, sondern ist auch insbesondere für wachsende Turmhöhen mit größeren Turmfußdurchmessern von Vorteil. Zudem kann Stahl vollständig recycelt werden.
Die Stahlherstellung ist ein energieintensiver Prozess. Um die Treibhausgas-Emissionen bei der Produktion von Grobblechen zu minimieren, verwendet die Ilsenburger Grobblech GmbH in diesem Projekt physisch CO2-reduzierte Brammen. Diese stammen von der Peiner Träger GmbH, einer weiteren Schwestergesellschaft der Salzgitter AG, sowie einem europäischen Partnerunternehmen. Die Brammen werden zu 100 % aus Stahlschrott im Elektrolichtbogenofen (EAF) hergestellt. Zudem setzt das Unternehmen auf einen Strommix mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien.
SALCOS®-Programm als Meilenstein
„Auf unserem Weg zu einer möglichst klimaneutralen Stahlproduktion arbeiten wir eng mit starken Partnern aus Wirtschaft und Forschung zusammen. Daher freuen wir uns, gemeinsam mit ENERCON und weiteren Unternehmen der Stahlbranche den ersten emissionsreduzierten Turm für eine Windenergieanlage in Deutschland zu produzieren“, erklärt Thorsten Gintaut, Geschäftsführer Vertrieb bei der Ilsenburger Grobblech GmbH. „Der Salzgitter Konzern ist führend in der Transformation hin zu CO2-armen Produktionsprozessen und Stahlprodukten. Mit dem Programm SALCOS® - Salzgitter Low CO2 Steelmaking - arbeiten wir daran, fossile Brennstoffe durch aus regenerativen Energien produzierten Wasserstoff zu ersetzen. Ziel ist es, die Erzeugung von CO2 in der Stahlproduktion von Beginn an zu vermeiden und so insgesamt unseren CO2-Ausstoß bis Ende 2033 um voraussichtlich 95 % senken zu können.“
ENERCONs Nachhaltigkeitsstrategie
In seiner kürzlich veröffentlichten Nachhaltigkeitsstrategie bestätigt ENERCON erneut sein Engagement für Umwelt- und Klimaschutz. „Als Unternehmen haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Intensität indirekter Emissionen um 40 % bis 2030 zu senken“, betont ENERCON Chief Operation Officer Heiko Juritz. „Emissionsreduzierter Stahl trägt maßgeblich zur weiteren Verbesserung der Umweltbilanz von Windenergieanlagen bei. Wir freuen uns, gemeinsam mit unseren Partnern ein Vorreiter im Onshore-Markt in Deutschland und Europa zu sein.“