Die fünf Netzbetreiber Enagás, NaTran, OGE, REN und Teréga, die an dem H2med Wasserstoffkorridor beteiligt sind, habe das Ergebnis ihrer Marktsondierung veröffentlicht. Am 10. Februar verkündeten die Netzbetreiber in einem gemeinsamen Webinar, dass fast 170 Unternehmen haben Interesse am geplanten Wasserstoffkorridor bekundet haben. Die Betreiber sehen in den Ergebnissen ihrer Marktsondierung eine Bestätigung der Bedeutung der Süd-Nord-Pipeline, die ab Anfang der 2030er Jahre Portugal, Spanien, Frankreich und Deutschland verbinden soll.
Die Resonanz auf die Marktsondierung zeigt: Das Interesse an der Wasserstoff-Pipeline ist groß. Daher soll die im Dezember 2024 gegründete H2med-Allianz soll erweitert werden. Der Zusammenschluss aus den Netzbetreibern REN, Enagás, Teréga, NaTran und OGE sowie Regierungsvertretern und Unternehmen will den Korridor durch regelmäßige Treffen langfristig unterstützen.
Eine wichtige Aufgabe sei die Harmonisierung der Umsetzung des Maßnahmenpakets für Wasserstoff in den beteiligten Mitgliedstaaten. Der Prozess soll dazu beitragen, das Risiko von Infrastrukturprojekten zu verringern und der Industrie Planungssicherheit zu geben.
Zudem wollen die Betreiber eine digitale Matchmaking-Plattform weiterentwickeln. Sie soll die Eintragung neuer Projekte entlang der Pipeline ermöglichen und so die weitere Marktentwicklung sowie den Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen erleichtern.
Zwei Millionen Tonnen Wasserstoff-Export aus Portugal
Die rund 2,5 Milliarden Euro teure Leitung soll ab 2030 bis zu zwei Millionen Tonnen Wasserstoff jährlich von Portugal über Spanien und Frankreich bis nach Deutschland transportieren – etwa zehn Prozent des geschätzten europäischen Gesamtbedarfs. Für einzelne Teilabschnitte hat die Europäische Union bereits Fördermittel bewilligt.
Nach Angaben der beteiligten Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) plant Portugal ab 2030 Wasserstoff-Exporte von 0,4 Millionen Tonnen jährlich. Spanien will im selben Zeitraum 1,22 Millionen Tonnen liefern können. 2032 soll die volle BarMar-Kapazität erreicht werden.
Für 2035 prognostiziert Spanien eine Gesamtproduktion von 4,6 Millionen Tonnen, wovon 2,6 Millionen Tonnen für den heimischen Verbrauch vorgesehen sind. Die Marktsondierung zeigt zudem Interesse nordafrikanischer Länder, ab 2040 ihre Wasserstoffproduktion über diese Route nach Europa zu transportieren.
Spanien könnte dank seiner günstigen Bedingungen für erneuerbare Energien zu einem wichtigen Wasserstoff-Exporteur werden. Die Produktionskosten für Solarstrom liegen dort bei rund einem Cent pro kWh, was die Herstellung von grünem Wasserstoff besonders wirtschaftlich macht. Die spanische Regierung investiert daher mehrere Milliarden Euro in den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft. In ihrer aktualisierten Wasserstoffstrategie vom September 2024 plant die spanische Regierung, bis 2030 Elektrolysekapazitäten in Höhe von 12 GW aufzubauen.
Nachfrage aus Westdeutschland soll die Hälfte der H2med-Kapazität beanspruchen
In der Pressemitteilung der beteiligten FNB ist auch zu lesen, dass Frankreichs Wasserstoffbedarf bis 2050 auf 0,9 Millionen Tonnen jährlich steigen könnte. Hauptabnehmer dürften die chemische Industrie und die Produktion von E-Fuels für den Mobilitätssektor sein. Ein Teil der französischen Produktion soll über den Leitungsabschnitt HY-FEN nach Deutschland gelangen.
In Westdeutschland wird die Nachfrage bis 2035 voraussichtlich die Hälfte der H2med-Kapazität beanspruchen. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet mit einem deutschen Gesamtbedarf von 17 bis 21 Millionen Tonnen jährlich bis 2040. Nach Angaben der Bundesregierung wird der nationale Wasserstoffbedarf im Jahr 2030 bereits bei bis zu 110 TWh liegen. Davon kann nur ein kleiner Teil durch heimische Produktion gedeckt werden; zwischen 50 und 80 Prozent seines grünen Wasserstoffbedarfs wird Deutschland importieren müssen.