Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft hat 11. Februar die „Gasbilanz” 2024 veröffentlicht. Die aktuelle Gasbilanz zeigt eine Stabilisierung des Gasmarktes. Bei Wasserstoff-Projekten verzeichnet die Branche einen deutlichen Zuwachs. Die geplante Leistung übertrifft erstmals die Ziele der Nationalen Wasserstoffstrategie.
Auf der Pressekonferenz zum Auftakt der „E-world“ präsentierte Dr. Timm Kehler, Geschäftsführer der Gas- und Wasserstoffwirtschaft, in Essen die aktuelle Gasbilanz. Gas war auch im Jahr 2024 der zweitwichtigste Energieträger Deutschlands. Damit habe sich die Rolle von gasförmigen Energieträgern weiter gefestigt. Diese werden laut dem Branchenverband auch in einem künftig klimaneutralen Energiesystem eine bedeutende Rolle spielen. „Mit dem Zusammenspiel von Elektronen und Molekülen lassen sich Klimaneutralität, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Stärke in Einklang bringen”, heißt es in der veröffentlichten Pressemeldung.
Schnell umsetzbare Maßnahmen sind dafür essenziell: „Die Ausschreibung neuer Kraftwerke, die Ermöglichung von CCS sowie politische Unterstützung langfristiger Importverträge sind entscheidend, um Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit zu vereinen“, betonte Timm Kehler auf einer Pressekonferenz.
Norddeutschland führt bei Wasserstoff-Projekten
Die Umsetzung der Wasserstoffstrategie zeige laut dem Branchenverband Wirkung: 2024 lag die Leistung geplanter Elektrolyse-Projekte mit 11,3 GW erstmals die 10-GW-Grenze der Nationalen Wasserstoffstrategie. Die bereits installierte Elektrolyskapazität ist um 83,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 110 MW gestiegen.
Kehler betonte, dass es weitere politische Unterstützung brauche, um den Wasserstoff-Hochlauf weiter voranzutreiben: „Die Tendenz im Wasserstoffbereich ist sehr erfreulich, allerdings klafft noch eine sehr große Lücke zwischen realisierten und geplanten Projekten. Beschleunigte, unbürokratische Genehmigungsverfahren sowie stabile Nachfrage von Wasserstoff durch Klimaschutzverträge und Leitmärkte sind erforderlich, um aus den geplanten Projekten auch reale Elektrolyse-Leistung entstehen zu lassen.”
Hohe Strompreise und fehlende Mechanismen zur Absenkung der Produktionskosten erschweren den wirtschaftlichen Betrieb von Elektrolyseuren. Gleichzeitig sorgen unklare Regulierungen für Unsicherheit bei Investoren. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen zögern, langfristige Abnahmeverträge für Wasserstoff abzuschließen, da fossile Energieträger nach wie vor deutlich günstiger sind. Dadurch fehlen verlässliche Geschäftsmodelle, was die Finanzierung neuer Projekte zusätzlich erschwert und den Ausbau ausbremst.
Der Bundesländervergleich der geplanten Elektrolyseure zeige ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. In den fünf norddeutschen Ländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen sind aktuell 85 Prozent der geplanten Kapazitäten angesiedelt – vor allem aufgrund der Nähe zu den großen Erzeugungsregionen erneuerbarer Energien.
Dunkelflauten zeigen Bedarf an Gaskraftwerken
Biogas und Biomethan seien essenzielle Bestandteile eines klimaneutralen Energiesystems, so der Branchenverband. Als erneuerbare und speicherbare Energiequelle könne Biogas flexibel zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden und dabei helfen, Schwankungen aus Wind- und Solarstrom auszugleichen. Dies sei besonders in Dunkelflauten entscheidend. Im Jahr 2024 wurden rund 45 Prozent des deutschen Stroms aus Wind- und Solarenergie gewonnen. Jedoch lag der Anteil von Wind- und Solarstrom beispielsweise in der Kalenderwoche 45, einer Dunkelflaute, lediglich bei etwa 14 Prozent.
Trotz dieser Vorteile stagnierte die Entwicklung der Biogasbranche in Deutschland im Jahr 2024 weitgehend. Die Zahl der Biogasanlagen ging nach ersten Prognosen deutlich zurück. Wirtschaftliche Unsicherheiten und steigende Kosten belasten die Betreiber erheblich. Außerdem laufen auf absehbare Zeit viele der Förderungen für die Anlagen aus.
Genauere Einblicke über die Entwicklungen im Erdgas und Strombereich erhalten Sie in der Gasbilanz.