Ein beeindruckendes Kunstwerk in Miniaturformat hat das Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik (IGCV) geschaffen: eine detailgetreue Nachbildung der berühmten Münchner Bavaria. Die Skulptur, vorgestellt kurz vor dem Start des Münchner Oktoberfests, entstand mittels Additiver Fertigung im 3D-Sanddruck. Sie hält einen Eichenkranz, der im selektiven Laserschmelzverfahren gefertigt wurde.
Neues Stapelgussverfahren ermöglicht präzise Nachbildung
Die Bavaria 2.0, eine ein Meter große und 25 Kilogramm schwere Aluminiumstatue, wurde in einem neuen Stapelgussverfahren hergestellt. Der Prozess begann mit einer detaillierten digitalen Nachbildung des Originals, basierend auf 3D-Scan-Daten, die 2002 im Rahmen der aufwändigen Restaurierung des Originals aufgenommen wurden. Hierbei gelang es, das historische Denkmal in verkleinerter Form mit außerordentlicher Genauigkeit nachzubilden und anschließend simulationsgestützt in 53 Segmente aufzuteilen.
Die Gussform selbst entstand mittels Additiver Fertigung im 3D-Sanddruck und wog beeindruckende 400 Kilogramm. Für den eigentlichen Guss wurden über 40 Kilogramm Aluminium auf über 750 Grad Celsius erhitzt, um dann in die Sandform gegossen zu werden. Nach dem Gießprozess und dem Abkühlen wurde das Kunstwerk sorgfältig von allen Graten befreit und poliert.
Eine weitere Herausforderung war der filigrane Eichenkranz, den die Bavaria traditionell in der Hand hält.
„Aufgrund seiner Feinheit konnte der Kranz nicht mitgegossen werden“, erklärt Dr.-Ing. Georg Schlick, Leiter des Bereichs für Additive Fertigung am IGCV: „Beim Abschlagen der Gussform wäre dieser höchstwahrscheinlich zerbrochen.“
Hier kam das selektive Laserschmelzverfahren zum Einsatz, das Schicht für Schicht das feine Objekt aus geschmolzenem, pulverisierten Metall formte.
Ein erfolgreicher Meilenstein für die Gießereitechnik
Für Dr.-Ing. Steffen Klan, Leiter der Gießereitechnik am IGCV in Garching, ist der gelungene Abguss ein Highlight: „Es ist schon etwas Besonderes, wenn man eine neue Technologie an einem traditionsreichen Modell umsetzen darf. Denn mit dem erfolgreichen Abguss konnten wir nachweisen, dass man über die Blockgröße und die Anzahl der Blöcke beliebig große und gleichzeitig komplexe Bauteile herstellen kann.“
Die originale Bavaria ist bis heute die einzig begehbare Großbronze in Deutschland und misst vom Fuß bis zum Eichenkranz 18,52 Meter. Die Miniatur-Bavaria steht nun im neuen Gebäude des Fraunhofer IGCV in Garching und symbolisiert nicht nur das Erbe Bayerns, sondern auch die Expertise und Innovationskraft des Instituts.
Die kleinere Version der Bavaria wird sicherlich nicht nur Besucher des Fraunhofer IGCV, sondern auch Fachleute aus der ganzen Welt begeistern.