Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes: Wichtiger Schritt für den Wasserstoffhochlauf
Am 22. Oktober hat die Bundesnetzagentur den Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes genehmigt. Dies ist ein entscheidender Schritt, um eine zentrale Infrastruktur für die Wasserstoffversorgung und den künftigen Wasserstoffmarkt zu schaffen. Diese Infrastruktur ist eine Grundvoraussetzung für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie und weiterer energieintensiver Branchen.
Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, betont: „Die Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes ist ein wichtiger Meilenstein, um den ins Stocken geratenen Hochlauf wieder in Gang zu bringen. Es müssen jedoch rasch weitere konkrete Schritte folgen, denn ein ausreichendes Wasserstoff-Angebot zu bezahlbaren Preisen ist noch in weiter Ferne. Was wir jetzt brauchen, ist der schnelle Aufbau von Importverbindungen und ein pragmatischer Umgang mit den verschiedenen Wasserstofffarben – entscheidend ist die erzielte CO2-Reduktion!
Flexible Reaktionszeiten
Die Stahlindustrie kann jedoch flexibel auf Anlaufschwierigkeiten reagieren: In einer Direktreduktionsanlage (DR-Anlage) kann zunächst Erdgas als Übergangslösung verwendet werden, bis ausreichend erschwinglicher Wasserstoff verfügbar ist. Schon durch den Einsatz von Erdgas lassen sich rund 60 % CO2 einsparen.
Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und Planungssicherheit für industrielle Wasserstoffnutzer sind essenziell. Dazu gehören vor allem international wettbewerbsfähige Strompreise, die jetzt oberste Priorität der Bundesregierung haben müssen.“
Plenardebatte im EU-Parlament: Dringender Handlungsbedarf für die Stahlindustrie
In der Debatte im Europäischen Parlament am 23. Oktober zur Lage der Stahlindustrie wird die Bedeutung dieser Schlüsselbranche hervorgehoben, die vor enormen Herausforderungen steht: Globale Überkapazitäten, unfairer Handel und hohe Energiekosten belasten die Stahlunternehmen, insbesondere in Deutschland. Zusätzlich ist die Nachfrage nach Stahl gesunken und wird laut Prognosen auch im nächsten Jahr niedrig bleiben.
„Die Stahlunternehmen müssen ihre Produktion klimaneutral gestalten und gleichzeitig mit massiven Belastungen umgehen – insbesondere in Deutschland, wo die Stromkosten im europäischen Vergleich besonders hoch sind und die Nachfrage stark gesunken ist“, sagt Kerstin Maria Rippel. Die Debatte im Europäischen Parlament sei ein wichtiges Signal zur richtigen Zeit, da sie zeigt, dass die Probleme der Stahlindustrie in der EU ernst genommen werden.
Ergänzung des Green Deal
Bereits zu Beginn ihrer zweiten Amtszeit hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine industriepolitische Ergänzung des European Green Deal angekündigt. Maßnahmen wie der Clean Industrial Deal und ein Steel and Metals Action Plan sollen den Weg zu einem klimafreundlichen und wettbewerbsfähigen Industriestandort ebnen. „Dass die industriepolitische Debatte in der EU nun an Fahrt aufnimmt, ist erfreulich und dringend notwendig“, so Rippel. Sie fordert, dass bald konkrete Maßnahmen folgen müssen, um die Transformation zur Klimaneutralität handelspolitisch abzusichern, wettbewerbsfähige Energiepreise zu gewährleisten und klare Vorgaben für CO2-reduzierte Produkte zu schaffen.
Deutschland müsse dabei eine zentrale Rolle übernehmen, da die Stahlindustrie eine Schlüsselbranche sei, die am Anfang nahezu aller industriellen Wertschöpfungsketten stehe und einen wesentlichen Beitrag zur europäischen Resilienz und den Klimazielen leiste – sowohl in Deutschland als auch in Europa.