Laut der Herrenknecht AG, dem Hersteller von Tunnelvortriebsmaschinen aus dem südbadischen Schwanau-Allmannsweier, sind bei den aktuellen Netzausbauprojekten in Deutschland rund 4.500 Querungen erforderlich - Leitungsabschnitte, an denen unterirdische Hochspannungskabeltrassen verlegt werden müssen, um geographische Hindernisse zu umgehen. Für die grabenlose Installation bietet Herrenknecht verschiedene Technologien für Tunnelbau, Bohrungen und Kabelverlegung an. Im Dezember übergab das Unternehmen eine E-Power Pipe-Maschine an die Heitkamp Construction Swiss GmbH, die sie künftig bei Projekten wie SuedLink einsetzen wird.
Querungen verlaufen etwa unter Flüssen, Sümpfen, landwirtschaftlichen Flächen, Verkehrswegen oder Gebäuden. Die E-Power-Technologie von Herrenknecht soll es ermöglichen, Kabelschutzrohre über Entfernungen von mehr als einem Kilometer schnell und ohne Graben sicher im Boden zu verlegen. Diese Technologie erlaubt es, sowohl druckfeste als auch nicht-druckfeste Rohre präzise zu verlegen – auch in geringen Tiefenlagen – mittels Horizontal Directional Drilling (HDD) und Microtunnelling.
Vortriebsmaschine komplett ferngesteuert
Die AVNS350XB ist eine vollständig ferngesteuerte, hochpräzise Vortriebsmaschine mit einem Bohrdurchmesser von 505 mm, die für Strecken von mehr als 1.000 Metern geeignet ist. Sie ermöglicht das sichere Unterqueren von bestehenden Infrastrukturen wie Rohrleitungen, Straßen und Gewässern und erlaubt Bohrungen mit sehr kurzen Abständen von 1 bis 2 Metern, sodass mehrere Leitungen gleichzeitig verlegt werden können. Dank der Strahlförderpumpe (Jetpump) und des integrierten Hydraulikaggregats kann diese Maschine längere Strecken bei höheren Geschwindigkeiten bohren und dabei mit kleineren Durchmessern bis zu zehnmal längere Distanzen überwinden als mit traditionellen Methoden.
Zwei-phasiges Verlegeverfahren
Das zweiphasige E-Power Pipe®-Verfahren beginnt mit der Installation einer Vorschubeinheit, die die Vortriebsrohre und die Maschine entlang der Trasse bewegt. Das Bohrloch wird dabei durch die Maschine oder die Rohre stabilisiert. Nach dem Durchbruch am Zielpunkt wird die Maschine von den Rohren getrennt und das vorgefertigte Kabelschutzrohr über die Vorschubeinheit zurückgezogen. Anschließend können die Erdkabel eingezogen werden.
Kombination von Vorzügen des Microtunneling und HDD
Herrenknecht hebt hervor, dass die E-Power Pipe-Technologie die Vorteile von Microtunneling und HDD kombiniert, was sie zu einer effizienten Lösung für Netzausbauprojekte macht. Philipp Kohlschreiber, CEO von Heitkamp Construction Swiss, betont, dass E-Power Pipe präzise und lange Bohrungen auch unter anspruchsvollen Bedingungen ermögliche. Maximilian Bischoff, Produktmanager bei Herrenknecht, fügt hinzu, dass die Technologie besonders in Bereichen mit großen Haltungslängen und engen Korridoren ihre Stärken ausspiele.
Heitkamp Construction Swiss plant, ab April mit E-Power Pipe Kabelschutzrohre für die Höchstspannungs-Gleichstromleitung im Rahmen des SuedLink-Projekts zu verlegen. Hierfür wurde die neue Tochtergesellschaft Heitkamp Energy Infra GmbH in Deutschland gegründet.
(Quelle: Herrenknecht AG)