Seit mehr als zwei Jahren befinden sich viele Industriebereiche im Krisenmodus. Zur Corona-Krise kam seit Februar vergangenen Jahres nun auch noch die geopolitische Eskalation in Osteuropa.
In vielen Anwendungen kommen Kunststoffrohre zum Einsatz und unterstützen die Energiewende. Als Schutzrohre für die Hoch- und Höchstspannungsleitungen, als Sondenrohre für die Geothermie, aber auch im Verteilnetz für Wasserstoffanwendungen sind Kunststoffrohre nicht mehr wegzudenken.
„Unsere Branche liefert einen signifikanten Beitrag zum Gelingen der Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft. Aus diesem Grund ist es auch für uns sehr wichtig, klar darzustellen, an welchen Stellen wir aktuell die größten Herausforderungen für unsere Industrie sehen“, so Markus Hartmann, Geschäftsführer des Kunststoffrohrverband e.V. (KRV) in Bonn.
Energiekosten und Transport & Logistik
Gerade die aktuellen Energiekosten bereiten den Herstellern von Kunststoffrohren und -bauteilen starke Kopfschmerzen. So gaben mehr als 89 % an, dass sie von erhöhten Energiekosten bereits jetzt in vollem Umfang oder zumindest schon teilweise betroffen sind.
Ebenfalls gaben mehr als 89 % der Teilnehmer an, dass sie annehmen, dass die Energiekosten in den nächsten Monaten noch weiter steigen oder sogar stark steigen werden. Bereits jetzt sehen fast 20 % der Unternehmen ihre Existenz durch die hohen Energiekosten bedroht.
Von dem durch die Bundesregierung implementierten Energiekostendämpfungsprogramm profitieren bislang nur 11 % der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben.
Zur Senkung der Energieverbräuche sind die Hersteller von Kunststoffrohren nicht erst jetzt im Jahr 2022 aktiv geworden, sondern mehr als 96 % der Befragten haben bereits in den zurückliegenden Jahren in entsprechende Maßnahmen investiert. Hieraus resultierend können Energie-Einsparungen zwischen 5 und 18 % durch die Unternehmen beziffert werden.
Neben den Energiekosten wird auch der Bereich „Transport und Logistik“ aktuell kritisch gesehen. So geben mehr als 93 % der Befragten an, dass es aktuell weiterhin Engpässe oder teilweise Engpässe bei den Transportkapazitäten gibt. Die Transportkosten werden von mehr als 95 % der Vertreter der Rohrhersteller als hoch oder sogar sehr hoch bezeichnet, mehr als 93 % rechnen mit weiter steigenden oder sogar stark steigenden Kosten in den nächsten Monaten.
Rohstoffversorgung und Nachwuchs
Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird sehr unterschiedlich bewertet und zeigt somit ein uneinheitliches Bild. Zirka 50 % der Branchenvertreter gaben an, dass in den letzten 4 Monaten die Preise gestiegen oder stark gestiegen sind, die anderen 50 % verzeichneten konstante oder sogar gesunkene Rohstoffkosten. Ursächlich für die differierende Bewertung sind die unterschiedlichen Werkstoffe, die zur Herstellung von Rohren eingesetzt werden.
Kritisch beurteilt wird durch die Hersteller von Rohren aus PVC die anhaltende Diskussion auf europäischer Ebene zu Themen wie z. B. der „Restriction Roadmap“. Mehr als 70 % der betroffenen Unternehmen sehen die Gefahr, dass es gegebenenfalls durch politische Entscheidungen zu Verboten oder Einschränkungen bei der Verwendung des Werkstoffs PVC kommen wird.
Auch zum Thema Nachwuchsakquise wurden die Unternehmen befragt. So gaben 64 % an, dass sie nur wenige oder sehr wenige Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen zur Berufsausbildung erhalten haben.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Kunststoffrohrbranche signifikant wichtig für die Transformation ist, aber auch vor enormen Herausforderungen steht.