Das Verbundprojekt Carbon2Chem®, das unter der Leitung von thyssenkrupp in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI-CEC) und dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT durchgeführt wird, startet in seine dritte Phase.
Seit dem Projektbeginn im Jahr 2016 wird daran gearbeitet, wie sich Hüttengase aus der Stahlproduktion in wertvolle chemische Grundstoffe – etwa für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Düngemittel – umwandeln lassen. Bereits in den ersten Projektjahren, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die künftig einen Beitrag zur klimafreundlichen Umgestaltung der Industrie leisten sollen.
In der dritten Phase liegt der Schwerpunkt nun auf der praxisnahen Erprobung bestehender Lösungen, auf der Anpassung an Gase aus Direktreduktionsverfahren in der Stahlproduktion sowie auf einer vertieften Analyse der Produktion und Speicherung von Methanol und Wasserstoff. Zu diesem Anlass überreichte Dr. Karl Eugen Huthmacher, Staatssekretär im BMBF, heute einen weiteren Förderbescheid über 50 Millionen Euro – gültig bis 2028.
Erfolgreicher Abschluss der zweiten Projektphase
In der vorangegangenen Projektphase konnte erfolgreich gezeigt werden, dass Methanol auch bei variierenden CO/CO₂-Verhältnissen technisch herstellbar ist. Zudem wurde bestätigt, dass Wasserstoff in großen Kavernen – insbesondere im nördlichen Ruhrgebiet – effizient gespeichert werden kann. Weitere potenzielle Kohlenstoffquellen, wie sie etwa bei der Kalkreduktion, thermischen Abfallverwertung oder Direktreduktion entstehen, wurden ebenfalls für die Methanolproduktion qualifiziert.
„Die Ergebnisse der zweiten Projektphase sind beeindruckend und zeigen das enorme Potenzial von Carbon2Chem® für die Dekarbonisierung der Industrie“, sagte Carolin Nadilo, CFO von thyssenkrupp Decarbon Technologies, bei der Übergabe des Förderbescheids. „Mit diesem Projekt unterstreichen wir unseren Anspruch, mit innovativen Technologien weltweit industrielle CO₂-Emissionen zu reduzieren und die grüne Transformation zu beschleunigen. Wir danken dem Bundesministerium für das Vertrauen und die fortwährende finanzielle Unterstützung bei diesem wichtigen Zukunftsprojekt zur Erreichung der Klimaziele.“
„Carbon2Chem® zeigt eindrucksvoll, wie Forschung konkret dazu beiträgt, Industrieprozesse klimafreundlicher zu gestalten. Schon die bisher erzielten Fortschritte bringen uns die CO₂-Kreislaufwirtschaft erheblich näher – gerade auch die Stahlproduktion, Chemie und Energie.“, so Dr. Karl Eugen Huthmacher.
Erweiterter Umfang und neue Herausforderungen
Seit dem Start vor neun Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die Industrie stark verändert. Daher sollen in der dritten Projektphase gezielt auch neue Herausforderungen adressiert werden – etwa durch die Weiterentwicklung von Elektrolyseuren und die Ausweitung der Produktion auf nachhaltige Flugkraftstoffe.
„Die Herausforderungen und Chancen, die der Umbau eines nachhaltigen Energiesystems mit sich bringt, erfordern innovative Lösungen, die über den Tellerrand einzelner Branchen hinausblicken“, sagt Prof. Dr. Walter Leitner, Direktor am MPI CEC. „Carbon2Chem® ist ein Leuchtturm und ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Verbindung von Grundlagenforschung, angewandter Forschung und industrieller Anwendung.“
Für diese neue Phase konnte das Projekt erneut renommierte Partner gewinnen, darunter BASF, EY Consulting GmbH, die Fernuniversität Hagen sowie die Universität Duisburg-Essen.
„Es hilft uns sehr, diese neuen Partner an Bord zu haben. Gemeinsam werden wir die Entwicklung von Carbon2Chem® weiter vorantreiben und die Technologie zur Marktreife führen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Görge Deerberg, Projektkoordinator von Carbon2Chem® und Direktor für Transfer bei Fraunhofer UMSICHT. „Mit diesen neuen Schwerpunkten und Partnern startet das Forschungsprojekt in eine vielversprechende Phase und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen industriellen Transformation.“
Über Carbon2Chem®
Carbon2Chem® ist ein interdisziplinäres Projekt, das Akteure aus Industrie, Wissenschaft und Politik zusammenführt, um industrielle Abgase als Kohlenstoffquelle für die chemische Industrie zu erschließen. Mit über 16 beteiligten Partnern und umfassender Förderung zählt es zu den zentralen Vorhaben der industriellen Transformation in Deutschland.
thyssenkrupp engagiert sich konzernübergreifend stark für den klimafreundlichen Umbau industrieller Prozesse. Ein Beispiel dafür ist der Bau einer wasserstofffähigen Direktreduktionsanlage in Duisburg – eines der weltweit größten Dekarbonisierungsprojekte der Industrie. Auch die Kunden von thyssenkrupp werden auf dem Weg zur grünen Transformation intensiv begleitet. Das neue Geschäftsfeld „Decarbon Technologies“, das vor gut einem Jahr gegründet wurde, zählt bereits heute zu den führenden industriellen Anbietern für Spitzentechnologien im Bereich Nachhaltigkeit.