ArcelorMittal South Africa kündigte an, seine Stahlwerke in Newcastle und Vereeniging schließen zu wollen. Brancheninsider sehen nun Südafrikas Versorgung mit Langstahl bedroht.
In einer Stellungnahme begründete das Unternehmen die Entscheidung mit einem Rückgang der Nachfrage um 20 Prozent, steigenden Energiepreisen, Lieferunterbrechungen und anhaltenden Infrastrukturproblemen. Auf diese Faktoren habe das Unternehmen keinen Einfluss.
Generell wird die heimische Stahlproduktion von hohen Transportkosten und der südafrikanischen Strombeschränkung beeinträchtigt, die zu regelmäßigen Stromausfällen führt.
3500 Arbeitsplätze betroffen
Der Stahlhersteller ist für etwa die Hälfte der Rohstahlproduktion des Landes verantwortlich. Derzeit werden Flachprodukte in den Werken Vanderbijlpark und Saldanha sowie Langprodukte in Newcastle und Vereeniging hergestellt.
Die Langstahlsparte des Unternehmens stellt Draht, Schienen und Stabstahl für Bauwesen, Bergbau und die verarbeitende Industrie her. ArcelorMittal produziert zudem Gießerei-, Flachstahl- und Rohrprodukte.
Die Schließung der Werke in Newcastle und Vereeniging wird etwa 3500 Mitarbeiter betreffen und bedeutet das Ende der Produktion von Spezialgüten und Langprodukten bestimmter Abmessungen in Südafrika.
Auswirkungen auf Importpreise erwartet
ArcelorMittal South Africa habe nun seine letzten Bestellungen für Langprodukte aufgegeben und plane, das Werk in Newcastle bis zum Ende des ersten Quartals zu schließen. Südafrikanische Stahleinkäufer erwarten, dass die geplante Schließung des einzigen eisenerzbasierten Langstahlwerks des Landes zu höheren Importpreisen führen wird.
Die Stahlimporte des Landes waren zwischen 2018 und 2022 um fast 55 Prozent auf 1,43 Millionen Tonnen gestiegen. Bis Ende Oktober 2023 wurden 1,25 Millionen Tonnen Stahl importiert. Und das trotz des von ArcelorMittal festgestellten Verbrauchsrückgangs. Aktuell liegt die südafrikanische Stahlnachfrage bei rund vier Millionen Tonnen pro Jahr.
Kritik an der europäischen CBAM-Verordnung
Einige Kunden von Langprodukten äußerten die Hoffnung, dass die Schließung nicht vollzogen wird. Sie vermuten, dass es sich um einen Versuch handeln könnte, die Unterstützung der südafrikanischen Regierung zu erhalten.
Trotz der Besorgnis um die heimische Stahlproduktion gehörte das südafrikanische Ministerium für Handel, Industrie und Wettbewerb zu den Behörden, die Anfang des Jahres die CBAM-Verordnung der Europäischen Kommission in Frage stellten. Das Ministerium wies darauf hin, dass die Regelung im Widerspruch zum Pariser Abkommen stehe und gegen die Regeln der World Trade Organization (WTO) verstoße. CBAM berge die Gefahr, Ungleichheit, Armut und Arbeitslosigkeit in Entwicklungsländern zu verschärfen.
Quelle: MEPS International.