05.07.2010
Zwei Drittel haben sich noch nicht mit den möglichen Kosten auseinandergesetzt, die ab 2013 auf sie zukommen. Emissionszertifikate werden ab diesem Zeitpunkt überwiegend nicht mehr kostenlos zugeteilt, sondern versteigert.
"Die Ergebnisse des diesjährigen KfW/ZEW CO2 Barometers zeigen, dass die Unternehmen dringend mit den internen Vorbereitungen für die nächste Phase des EU-Emissionshandels beginnen und ihre Unternehmensstrategien anpassen sollten," sagt Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. "Dazu ist es wichtig, dass die Politik Planungssicherheit schafft und bald möglichst die zentralen Eckpunkte zur Zuteilung ab 2013 festlegt." Neben der Vorbereitung auf die nächste Handelsperiode liegt der Schwerpunkt des diesjährigen KfW/ZEW CO2 Barometers auf dem so genannten "Carbon Management" der Unternehmen, das heißt der Informationsbasis und der Organisation des Emissionshandels in den Unternehmen.
Obwohl der Emissionshandel bereits im Jahr 2005 eingeführt wurde, hat ein Großteil der Unternehmen die für ein effizientes Carbon Management erforderlichen internen Strukturen und Abläufe noch nicht ausreichend aufgebaut. Demzufolge fehlen ihnen oft entscheidende Informationen. Beispielsweise haben zwei Drittel der Unternehmen bisher nicht systematisch untersucht, wie sie im Rahmen ihrer Produktionsabläufe CO2 einsparen könnten.
Seit Beginn des Emissionshandels haben 63% der Befragten CO2-Vermeidungsmaßnahmen durchgeführt. Jedes fünfte Unternehmen stieß dabei auf Finanzierungsprobleme und konnte daher beabsichtigte Maßnahmen zur Treibhausgasvermeidung nicht oder nur in geringerem Umfang umsetzen. Derzeit planen 57% der Befragten, in den nächsten zwei Jahren eine Minderungsmaßnahme durchzuführen. Investitionen in Energieeffizienz-Technologien nehmen dabei zu. Gleichzeitig gewinnt CO2-Minderung als Hauptziel von Investitionen oder Optimierungsmaßnahmen an Bedeutung.
Nur die Hälfte der Befragten hat im Jahr 2009 die Möglichkeit des Handels mit Emissionsrechten genutzt. Hauptgründe sind die ausreichende Zuteilung von kostenlosen Zertifikaten und die Sorge der Unternehmen, ihr Zertifikatehandel könnte als "spekulatives Geschäft" bewertet werden.
Ein weiteres zentrales Ergebnis des CO2 Barometers ist, dass Unternehmen mit geringen Emissionen (Kleinemittenten), durch die im Rahmen des EU-Emissionshandels auf sie zukommenden Kosten deutlich stärker belastet werden als Unternehmen, die größere Mengen CO2 emittieren (über 25.000 Tonnen pro Jahr).
"Kleinemittenten entstehen überproportional hohe Kosten für die im Rahmen des Emissionshandels vorgeschriebene Überwachung der eigenen Emissionen, das daraus resultierende Berichtswesen sowie die Verifizierung der erhobenen Daten. Auch die Identifizierung von Vermeidungsoptionen und die Beschaffung von Marktinformationen sind mit Kosten verbunden. Eine Einbindung des Klimaschutzes in Unternehmensabläufe findet daher insbesondere bei Kleinemittenten häufig nicht statt", sagt PD Dr. Andreas Löschel, Leiter des Forschungsbereichs Umwelt- und Ressourcenökonomik am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. "Dieses Ergebnis des aktuellen KfW/ZEW CO2 Barometers zeigt, dass sich die erwünschte Wirkung des EU-Emissionshandels im Sinne einer kostengünstigen Vermeidung von Treibhausgasen derzeit noch nicht richtig entfalten kann."
Das von der KfW Bankengruppe und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gemeinsam entwickelte KfW/ZEW CO2 Barometer stellt die einzige Datenbasis zu den im Emissionshandel erfassten deutschen Unternehmen, ihren CO2-Strategien und Erwartungen für den Kohlenstoffmarkt dar. Im KfW/ZEW CO2 Barometer werden alle emissionshandelspflichtigen Unternehmen in Deutschland befragt. Die 121 antwortenden Unternehmen (Rücklauf 14 %) betreiben 426 der im Emissionshandel erfassten 1.686 Anlagen in Deutschland (25 %) und stehen für 175 Mio. der 428 Mio. Tonnen CO2-Emissionen (41 %). Das KfW/ZEW CO2 Barometer greift damit auf die beste derzeit für Deutschland verfügbare Datenbasis zum Emissionshandel zurück. Zusätzlich zu den Unternehmen wurden die Antworten von 182 internationalen Emissionshandelsexperten in die Studie einbezogen.