Für das neue Jahr steht ein beherrschender Trend bereits fest: 2021 sind flexible Standards und Prozesse in der metallverarbeitenden Industrie gefragter denn je. Angesichts der anhaltenden Unwägbarkeiten durch die Corona-Pandemie eröffnen digitalisierte und automatisierte Workflows dringend benötigte Handlungsspielräume. Der Material-Handling-Experte Remmert mit Sitz in Löhne liefert einen Ausblick zur Branchenentwicklung und fortschreitenden Digitalisierung sowie Automatisierung in der Metallverarbeitung.
Corona forciert die Digitalisierung der Metallbranche
Für die metallverarbeitende Industrie erweist sich die Corona-Pandemie als ernstzunehmende Herausforderung. Die Betriebe sind dabei unterschiedlich stark von den konkreten Auswirkungen betroffen. Insbesondere die Lohnfertigung hat teilweise mit massiven Auftragseinbrüchen zu kämpfen. Angesichts immer kleinerer Losgrößen kommt es auf Schnelligkeit und Flexibilität an. Die Folge: Um kostengünstig zu produzieren, müssen sie eine maximale Auslastung in der Fertigung garantieren – ein Dilemma bei sinkenden Auftragszahlen. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftsei Creditreform werden im kommenden Jahr bis zu 24.000 Insolvenzen erwartet. Dieser Wert liegt damit um rund ein Drittel höher als die für dieses Jahr geschätzten 17.000 bis 18.000 Insolvenzen. Bereits für das Frühjahr wird der erste große „Crash“ prognostiziert.
Zugleich hat die Corona-Pandemie in zahlreichen Branchen abseits und innerhalb der Fertigungsanlagen einen Schub in Richtung Automatisierung und Digitalisierung ausgelöst. Mobiles Arbeiten und Homeoffice wurden in vielen Betrieben innerhalb kürzester Zeit zur Selbstverständlichkeit. Unternehmen, die nicht rechtzeitig digitale Strukturen geschaffen hatten, standen vor der großen Herausforderung, ihr Geschäft dennoch weiterzuführen. Nach einer Studie der Staufen AG und der Staufen Digital Neonex GmbH zur Digitalisierung 2020 haben nur elf Prozent der befragten Unternehmen bereits eine unternehmensübergreifende Digitalisierungsstrategie erfolgreich umgesetzt. Hinzu kommt, dass laut der Befragung die Digitalisierung Unternehmen bereits im Shutdown zu Beginn des Jahres 2020 entscheidungs-, handlungs- und arbeitsfähig machte. Für die Studie wurden im August dieses Jahres 1.119 Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, dem Automotivesektor sowie der Elektroindustrie in Deutschland, den USA, China, Brasilien, Mexiko, der Schweiz, Italien, Polen, Ungarn, Tschechien und Rumänien befragt.
Das vorherrschende Distanzgebot spiegelte sich auch im Kundengeschäft wider: Infolge der Pandemie ist ein erheblicher Mehrbedarf an Remote Services und einer digitalen Infrastruktur dafür entstanden. Allerdings sind nicht alle Unternehmen in der Lage, Mitarbeitern aus jedem Unternehmensbereich ein Homeoffice-Konzept zu bieten. Daher sind neue Wege für ein effizientes Arbeiten gefragter denn je. Unternehmen sind gut beraten, umzudenken, indem sie beispielsweise Produkte digital vertreiben und Services über digitale Kanäle anbieten.
Resiliente Lieferketten sind das A und O in unsicheren Zeiten
Eine zentrale Schwierigkeit in der akuten Phase der ersten Welle der Pandemie bestand darin, Lieferketten aufrechtzuerhalten, um zum Beispiel den Nachschub an Teilen sicherzustellen und weiter fertigen zu können. Dafür ist ein notfallerprobtes Netzwerk aus verlässlichen Partnern erforderlich. Eine weitere Herausforderung bestand darin, die Vertriebs- und Servicetätigkeiten fortzuführen. Hier bewähren sich etablierte Remote-Strukturen und Videocalls als Mittel der Wahl, um die Konsolidierung des Geschäftsbetriebs auch in der zweiten Welle und darüber hinaus effektiv zu unterstützen.
Automatisierung, KI und ML auf dem Vormarsch
Digitalisierung sowie flexible und agile Prozesse im Remote-Modus werden eine viel größere Bedeutung im Workflow auch kleiner und mittelgroßer Unternehmen erlangen, sofern diese gut durch die Krise kommen. Digitalisierungsbestrebungen werden auch in der metallverarbeitenden Industrie in den kommenden Monaten weiter zunehmen. Vor diesem Hintergrund wird es einen verstärkten Bedarf an entsprechend qualifizierten Fachkräften sowie operativen Kapazitäten geben – vor allem Prozessautomatisierung durch künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) werden in weiten Teilen der Branche zu wichtigen Themen, um ein Optimum an Flexibilität bei gleichbleibend hohen Prozessstandards zu realisieren. Auf diese Weise können viele Operationen ohne menschliches Eingreifen ausgeführt werden und Menschen übernehmen vorwiegend die Rolle des Operators für die neuen Aufgaben.
„Durch proaktive Digitalisierungs- und Automatisierungsinitiativen erhalten Unternehmen ein Stück Zukunftssicherheit gegenüber ihren Kunden, auch in diesen besonderen Zeiten. Sind entsprechende Strukturen einmal geschaffen, lassen sich Engpasssituationen, wie sie durch Corona entstanden sind, bestmöglich auffangen und Unternehmen können langfristig gestärkt im Wettbewerb bestehen“, erklärt Matthias Remmert, Geschäftsführer der Remmert GmbH. „Wir haben in den vergangenen fünf Monaten die Zeit genutzt, um das Konzept der Smart Factory weiter auszubauen und zu optimieren. Dadurch sind wir in puncto Materialfluss so aufgestellt, dass wir auch kurzfristige Peaks und Schwankungen des Bedarfs flexibel und anforderungsgerecht souverän managen und unseren Kunden und Partnern jederzeit das benötigte Leistungsportfolio bereitstellen können“, ergänzt Stephan Remmert, Geschäftsführer der Remmert GmbH.